ERHOLUNGSACHSE MUR_GRAZ
Mo, 19. April 2004
Beitrag von Dipl. Ing. Thomas Proksch
Obgleich die Mur als Hauptfluss der Steiermark auf mehr als 14 km Länge das Stadtgebiet von Graz zentral durchschneidet, liegt bei Betrachtung der stadträumlichen Bezüge zwischen dem, großteils tief liegenden Flussraum und anliegenden Stadtgebieten die Landshauptstadt über weite Bereiche nicht am, sondern bestenfalls beidseits oder neben der Mur. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Erholungs- und Freizeitnutzung an der Mur bis dato in erster Linie informellen Charakter hat. Hier können noch inmitten der Hektik der Stadt von Naturliebhabern, spielenden Kindern, Fischern und anderen "Stadtindianern" stille, heimliche Orte entdeckt werden und bestehen nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt in ruderaler Umgebung individuelle Rückzugsräume. Dem ist allerdings das stadtplanerische Ziel gegenüberzustellen, das derzeit weitgehend exklusive Flusserlebnis auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Archetyp Flusslandschaft bietet auch inmitten einer Großstadt Wahrnehmungs- und Aufenthaltsqualitäten, die einmalig und keinesfalls austauschbar sind. Die spezifischen Milieubedingungen, das besondere Kleinklima der "Tallandschaft", die akustische Erlebbarkeit eines Flusses, die olfaktorische Komponente wie auch das unverwechselbare Bild einer Wasserlandschaft und das besondere Naturerlebnis prädestinieren den Murraum auch als Freizeit- und Erholungsraum. Die räumlichen Gegebenheiten, die sich in weiten Bereichen durch steile Uferböschungen und einen nur schmalen Uferbegleitsaum auszeichnen, engen dabei von vornherein den Spielraum für gestalterische Interventionen und infrastrukturelle Maßnahmen im Interesse der Erholungsnutzung ein, will man die vorhandenen Werte der Grazer Murlandschaft dabei nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Mit der Muruferpromenade im zentralen Grazer Stadtgebiet wurde diesbezüglich ein erster Schritt gesetzt, um Erholungssuchenden die Möglichkeit zu bieten, sich am Fluss zu bewegen, sich an ausgewählten Aussichtspunkten aufzuhalten und die Mur sinnlich erleben zu können. Verbunden wurde mit dieser Intervention eine Aufwertung der gewässerökologischen Situation durch die Neustrukturierung der Uferlinie und strömungsdifferenzierende Maßnahmen, die nicht zuletzt auch wiederum dem gebotenen Flusserlebnis zugute kommen. Um die Interessen der städtischen Naherholungsnutzung bestmöglich mit jenen des Natur- und Landschaftsschutzes in Einklang bringen zu können, erscheint der eingeschlagene Weg einer "sanften Murerschließung" unter besonderer Berücksichtigung der Qualitäten und Potentiale des jeweiligen Ortes jedenfalls geeignet, um auch in anderen Grazer Murbereichen den Fluss wieder näher zur Stadt und ihren Bewohnern zu rücken.