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EINFAMILIENHÄUSER UND KEIN ENDE

Sa, 18. März 2006
Beitrag von Dr. Luzian Paula
Ein eigenes Haus, ein eigener Herd ...

... ist, wie man im Faust nachlesen kann, gar manchem Vieles wert.

So viel wert nämlich, daß angeblich 84% der Bevölkerung das Einfamilienhaus als ihre persönlich bevorzugte Wohnform ansehen.

Selbstverständlich freistehend, in ruhiger Lage, wenn geht am Waldrand und möglichst weit weg von allen Nachbarn. Natürlich ungestört von einer Autobahn oder stark befahrenen Straße, ohne lärmende Eisenbahn in der Nähe und ohne Luftkorridor über dem Kopf. Klarerweise ohne Ozon- und Feinstaubbelastung - so wie man sich halt das Wohnen am Lande vorstellt. Selbstverständlich mit tadelloser Wasserversorgung, Kanalisation und pünktlicher Schneeräumung.

Die Schule für die Kinder, der Greißler und der eigene Arbeitsplatz müssten aber bitte schön gleich um’s Eck sein und der Autobus sollte zumindest im Halbstundentakt bis Mitternacht verkehren und eine Haltestelle vor der Tür haben.

Dort sollen aber nur wir aus- und einsteigen dürfen - und keine lärmenden Nachbarn. Und dann möchte man klarerweise noch der Letzte gewesen sein, der in dieser Grünruhelage sein Traumhaus hat errichten dürfen ...

Ganz im Ernst: der ungebrochene Boom zum Einfamilienhaus bereitet zunehmend Probleme in Gegenwart und Zukunft. Zuerst werden mit Hilfe der räumlich undifferenziert verteilten Wohnbauförderung die Leute an die Peripherie und weit darüber hinaus getrieben, denn dort sind die Baugründe billig und ums Geld der Förderung kann man schon den Keller (selber) bauen. Dann muß man nur mehr das schwere Los des Pendelns zum Arbeitsplatz mittels Pendlerförderung und -pauschale erleichtern und darüberhinaus auch noch den Öffentlichen Verkehr massiv subventionieren. In Niederösterreich bekommen jetzt auch noch diejenigen mehr Förderung, die sich in Gemeinden mit starker Abwanderung ansiedeln. Damit sichern wir zwar die Arbeitsplätze der lokalen Abgeordneten, aber die Raumstruktur wird dadurch nicht verbessert.

Die Allgemeinheit lässt sich das Glück des Einzelnen im Grünen somit ganz schön was kosten! Und wenn die ehemals jungen Häuselbauer alt werden, dann explodieren auch noch die Kosten für die flächendeckende medizinische Versorgung.

So erfreulich aus architektonischer Sicht auch die Tatsache ist, daß Einfamilienhäuser nicht mehr nur aus Katalogen stammen, sondern von Architekten geplant und energieoptimiert werden, so sehr muß klar sein, daß das "beste" Haus am falschen Platz (= ungünstiger Standort) jedenfalls ein "schlechtes" Haus ist.