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HABEMUS S 1

So, 30. April 2006
Beitrag von Dr. Luzian Paula
Es ist erreicht und weißer Rauch steigt auf: am 28. April 2006 wurde die S 1 Wiener Außenring Schnellstraße zwischen Vösendorf (A 2 Süd Autobahn) und Schwechat (A 4 Ost Autobahn) dem Verkehr übergeben. 15 Jahre nach Beginn der Planungsarbeiten und 35 (!) Jahre nach Definition dieser Straßenverbindung im Bundesstraßengesetz konnte die Verkehrsfreigabe gefeiert werden. Und schon wenige Stunden nach der Eröffnung war die erste Bewährungsprobe zu bestehen, da nach einer Totalsperre der A 23 auf Grund eines Unfalles der gesamte Umleitungsverkehr über die neue S 1 geführt wurde.

Nach ersten Zählungen wurde das neue Straßenstück an seinem ersten Betriebstag von rd. 20.000 Fahrzeugen (DTV) benützt. Lang hat’s gedauert, um von der Idee einer Südrandstraße über die Planung durch die immer umfangreicheren Verfahren und gegen die massiven Proteste bis zur Baudurchführung zu kommen. Nur der Bau selbst ging dann rasch: der ursprünglich für das Jahresende 2006 vorgesehene Fertigstellungstermin konnte um rd. 8 Monate unterboten werden. Die lange Vorlaufzeit dokumentiert der folgende historische Rückblick: In einer städtebaulichen Studie aus dem Jahr 1949 (!) ist bereits - scheinbar in Abwandlung großdeutscher Planungsideen eine "Autobahn London " Instanbul- mit Trassenführung südlich an Wien vorbei enthalten. Das Bundesstraßengesetz 1971 enthielt eine "Außenring Autobahn A 21", die von der West Autobahn bis zur Ost Autobahn reichen sollte, von der jedoch nur die Strecke zwischen der A 1 West- und der A 2 Süd Autobahn realisiert wurde. Im Abschnitt zwischen Süd- und Ost Autobahn erfolgten damals bereits Grundeinlösen für die Fortführung der A 21, allein die gesellschaftliche Grundstimmung nach der (negativen) Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf, die leeren Staatskassen und die geschickt aufgebauten Widerstände einzelner Gemeinden verhinderten deren Umsetzung. Nach den Ereignissen von Hainburg (Widerstand in der Stopfenreuther Au gegen das geplante Donaukraftwerk) verloren unsere Politiker jeden Mut zu langfristigen Planungen und möglichen Konfrontationen zur allmächtigen "Kronen Zeitung", sodaß in der BStG-Novelle 1986 die Rückstufung der Autobahn A 21 zur "harmlosen" Bundesstraße B 301 erfolgte. Und als dann das Land Niederösterreich in seinem Landesverkehrskonzept aus 1991 explizit die Nennung einer Autobahnverbindung zwischen Süd und Ost Autobahn vermied und nur mehr von "lokalen Umfahrungen" in diesem Raum sprach, schien das Schicksal dieser Straße endgültig besiegelt. Erstaunlicherweise befanden es dann 1994 die Herren Landeshauptleute von Wien und Niederösterreich, Zilk und Pröll, dennoch für opportun, eine B 301 bauen zu lassen, nachdem man sich in langwierigen Verhandlungen auf eine Trasse geeinigt hatte, die haarscharf entlang der Landesgrenze geführt wurde und somit keines der Bundesländer zu Lasten des anderen über Gebühr strapazierte. Als solche wurde sie auch dem Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren unterzogen. Erst die BStG-Novelle 2002 brachte wieder die Einstufung als Bundesstraße als S 1 Wiener Außenringschnellstraße. Und heute bejubelt dieselbe Kronen Zeitung die Verkehrsfreigabe bei gleichzeitiger Kritik an der langen Planungsphase ... Chronologie der Planungsarbeiten:

1991: Generelle Studie (Bewertung von 48 Trassenvarianten)

1994: Verkehrskonzept Südraum Wien im Auftrag der PGO mit Festlegung auf den "Planfall 3", bestehend aus einer B 301 mit zugleich verstärktem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs

1994: Generelles Projekt B 301, Umwelt- und Raumuntersuchung

1995 - 1996: Umfassende Informationsarbeit im Planungsraum mit zum Teil massiven Widerständen einzelner Gruppen und Personen April

1996: Konzept zur Umweltverträglichkeitserklärung (Verf. WERNERCONSULT / BÜRO DR. PAULA), eingereicht beim Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten

Dezember 1997: Umweltverträglichkeitserklärung zur B 301 (Verf. WERNERCONSULT / BÜRO DR. PAULA), eingereicht beim BMWA

Jän. 1998 - Nov. 1998: Prüfung des Projektes durch die Gutachter der Behörde, Erstellung des Umweltverträglichkeitsgutachtens

Dezember 1999: Fünftägige öffentliche Erörterung des behördlichen Umweltverträglichkeitsgutachtens im Austria Center mit begleitenden massiven Protesten

10. November 2000: Erlassung § 4 Verordnung nach Bundesstraßengesetz danach bis Okt. 2002: Nachfolgende Rechtsverfahren (Wasserrecht, Naturschutzrecht, Eisenbahnrecht, Forstrecht etc.) mit nur mehr lokalen Protesten

Okt. 1998 - Okt. 2002: Grundeinlösung und Erwerb der Grundstücke für die Trasse der B 301 ohne wesentliche Widerstände

Dez. 2000 - Jan. 2006: Durchführung eigener UVP - Verfahren für jede einzelne Anschlussstelle (Auf- und Abfahrten); Vorarlberger Allee, Laxenburgerstraße, Rothneusiedl, Rustenfeld, Rannersdorf, Schwechat Süd (Zwölfaxing) und Schwechat Ost (Kugelkreuz) bei sinkendem Interesse der Öffentlichkeit ("wann baut’s denn endlich?")

21. Okt. 2001: Spatenstich bei Schwechat (Forstinger, Häupl, Pröll) mit nur mehr wenigen, aber lautstarken Protesten Nov.

2001 - Mai 2006: unproblematische, zügige Baudurchführung

Dezember 2004: Verkehrsfreigabe des ersten Abschnittes in
Schwechat

27. April 2006: Offizielle Eröffnung im Tunnel Vösendorf (Schüssel, Gorbach, Pröll, Schicker) ohne jeden Protest 28. April

2006: Verkehrsfreigabe der gesamten Strecke zwischen Süd und Ost Autobahn bei allgemeinem Jubel Von den ersten konkreten Planungsarbeiten auf der Grundlage des damals geltenden Bundesstraßengesetzes bis zur Verkehrsfreigabe sind somit 15 Jahre vergangen. Und 35 Jahre seit der erstmaligen Aufnahme dieser Straßenverbindung in das Bundesstraßengesetz 1971 ...

Jetzt kann man nur mehr darauf hoffen, dass unsere hohen Verantwortlichen nicht der Mut verlässt und die Arbeiten an der Fertigstellung des Autobahnringes um Wien zügig vorangetrieben werden.
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